Als Bio-Bauer brauche ich keine Blühstreifen, denn meine Felder sind Blühflächen!
Blühstreifen werden angelegt, weil die intensiv bewirtschafteten Ackerflächen frei von Unkraut gehalten werden. Es ist dann eine sogenannte Monokultur. Da meist nur wenige Arten (Getreide, Mais, Raps, Kartoffeln, Zuckerrüben) angebaut werden, ist die Agrarlandschaft arm an Blühpflanzen für die Insektenwelt. Die Blüte unserer Kulturpflanzen findet nur in einem sehr kurzem Zeitraum statt. In der übrigen Zeit, besonders im zeitigem Frühjahr und im Spätsommer / Herbst, gibt es bei unseren gängigen Kulturpflanzen hingegen keine Blüten mehr. Blühstreifen werden in der Regel erst im Mai angesät und dann oftmals nach der Ernte der Kulturpflanzen gemulcht und umgearbeitet. Somit bieten Blühstreifen nur in den Sommermonaten eine Nahrungsquelle für Insekten. Es wäre auch wichtig, die Blühstreifen über Winter stehen zu lassen, denn in den hohlen Stängeln überwintern auch Insekten.
Bei mir findet im Getreide keine Unkrautbekämpfung statt, weder chemisch, da ich ja Bio-Bauer bin, noch mechanisch mit dem Striegel.
Bei mir gibt es schon Ende März blühende Pflanzen im Wintergetreide:
Für mich haben diese früh blühenden Pflanzen eine zweifache Aufgabe: Zum einem als Blühpflanzen für nahrungssuchende Insekten und zum anderen ist ihr Wurzelwachstum wichtig für den Boden und seine Lebewesen.
Die frühen Blühpflanzen sind Nahrung zum Beispiel für Florfliegen, sie parasitieren Schädlinge wie Blattläuse und Milben. Wenn die Florfliegen bereits im Frühjahr ein Nahrungsangebot haben, können sie bereits früh eine Popolation aufbauen und dann das massenhafte Auftreten der Blattläuse im Sommer besser bekämpfen.
[noch andere Beispiele?]
Diese Frühblüher sehe ich nicht als Konkurenten für mein Getreide, sie haben ihren Nährstoff- und Platzbedarf sehr früh, bevor das Getreide sein Hauptwachstum hat. Wenn das Getreide sein Hauptwachstum hat, haben diese Beikräuter bereits verblüht und sterben ab. Durch die Vielzahl an Unkräutern auf dem Acker, habe ich während der gesamten Vegetationszeit blühende Pflanzen auf meinem Acker.
Das Bodenleben steht im engen Austausch mit den Pflanzenwurzeln.
Das Bodenleben ernährt sich nicht nur von abgestorbener organischer Substanz, sondern auch von Wurzelausscheidungen, sogenannten Wurzelexudate. Durch diese frühblühenden Unkräuter kann sich das Bodenleben bereits sehr früh ernähren und somit auch sehr früh vermehren, so dass zur Hauptwachstumszeit der Kulturpflanzen bereits ein reges Bodenleben zur Verfügung steht.
Das Unkraut hat aber auch eine bodenstabilisierende Aufgabe, zum Beispiel hat die Vogelmiere ein extrem grosses und feines Wurzelwerk, was den Boden vor Wind- und Wassererosion schützt. Wenn dann das Getreide sein Hauptwachstum hat, ist die Vogelmiere bereits abgestorben und behindert das Getreide nicht mehr.
Beim Getreide verwende ich auch gerne mal Untersaaten, wie Leindotter oder Weissklee, bei der Triticale oder beim Roggen verwende ich auch ein Luzerne-Klee-Gras als Untersaat, das bleibt dann bis zum nächsten Jahr als Ackerfutterbestand.
Bereits beim Mähdrusch blüht meistens der Weissklee schon. Somit haben Insekten bereits nach der Getreideernte wieder Nahrungspflanzen. Der Weissklee ist eine Leguminose, das heisst, dass er Stickstoff aus der Luft aufnehmen kann und mit Hilfe von Knöllchenbakterien im Boden speichern kann, der steht dann der nachfolgenden Kultur als Dünger zur Verfügung.
In meine Ackerfutterbestände säe ich immer eine Kräutermischung mit ein, die enthält unter anderem auch Spitzwegerich. Der Spitzwegerich hat eine tiefreichende Pfahlwurzel, dadurch übersteht er Trockenphasen besser. Der hohe Anteil an Mineralstoffen in den Kräuter kann das Futter der Wiederkäuer anreichern und es wurde bei Spitzwegerich nachgewiesen, dass seine Wurzelausscheidungen nach dem Umbruch die Auswaschung von Nitrat veringern.
[Noch weiter Beispiele? Welche Pflanzen noch? Wurzelgesellschaften- Tief- und Flachwurzler? Unterschiedliche Entwicklungs-/Wachstumszyklen?]
Im Jahr 2024 habe ich am Ackerwildkraut-Wettbewerb teilgenommen. Auf meinem Acker wurden 55 verschiedene Arten von Beikräutern gefunden, davon 4 seltene, vom austerben bedrohte.
Neueste Forschungen haben gezeigt, dass eine gewisse Unkrautflora einen positiven Einfluss auf einen Getreidebestand haben kann. Es erhöht sich dadurch nicht nur die Biodiversität, sondern auch die Qualität des Getreides. Welche Arten und in welcher Menge das genau sind, kann man aber zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Ich denke, dass sich da in naher Zukunft noch viele interessante Möglichkeiten ergeben werden.