Ackerfutter hat in meinem Betrieb ein wichtige Doppelrolle. Zum einem benötige ich sehr viel Heu und Grünfutter, da ich meine Ochsen nur mit Gras und Heu füttere. Zum anderen kann sich der Boden durch den mehrjährigen Ackerfutterbestand erholen und Nährstoffe sammeln. Die Ackerfutterfläche beträgt bei mir ca. 30-40%.
In den Anfangsjahren hatte ich die Ackerfuttermischung im Frühjahr als Blanksaat ausgesät. Da habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass es viel zu lange dauert, bis ein brauchbarer Bestand herangewachsen ist. Der erste Schnitt musste meistens gemulcht werden und es dauerte bis ins nächste Jahr, bis sich ein etablierter Bestand entwickelt hatte. Vor allem in einem trockenem Frühjahr sah der Bestand schlimm aus.
Mittlerweile säe ich diese Ackerfuttermischung nur noch ins Wintergetreide als Untersaat mit ein, meistens ist das Weizen, Triticale oder Roggen. Ein häufig genanntes Gegenargument ist, dass die Untersaaten dem Getreide zuviel Nährstoffe, Wasser und Standraum entziehen und dadurch der Ertrag leidet.
Das konnte ich so direkt noch nicht feststellen. Die Untersaaten säe ich in einem Arbeitsgang mit dem Getreide aus aus, diese sind bis zum Frühjahr kaum zu sehen, beginnen sich dann erst ein wenig zu etablieren, aber erst mit Beginn der Abreife des Getreides sind sie erst wirklich im Bestand zu sehen.
Vielmehr ist es so, dass sich die Untersaaten in einem dichten Geteidebestand bis zur Abreife zurückhalten, in einem lichten oder lückigem wirken sie dann allerdings Bestandsbildend. Wären in einem lückigem Bestand keine Untersaaten, die die Aufgabe der Bodenbedeckung übernehmen, würde es da das Unkraut übernehmen.
Einen Ackfutterbestand lasse ich in der Regel zwei volle Nutzungsjahre stehen. Das heisst, im Herbst (nach Sommergetreide) des ersten Jahres wird das Wintergetreide (Winterroggen oder Winterweizen) mit der Ackerfuttermischung gesät, im zweiten Jahr wächst das Getreide, wird geerntet und das Ackerfutter kann dann im Herbst noch einen dichten Bestand entwickeln. Im dritten Jahr wird es voll genutzt und erst im Spätsommer des vierten Jahres wird es umgebrochen um Wintergetreide (Winterweizen) einzusäen.
Daraus ergibt sich, dass ich das betreffende Feld in vier Jahren nur drei mal bearbeiten musste.
Das einzige Problem, das sich für mich durch die Untersaaten ergibt ist, dass vorallem der Weissklee bis zur Getreideernte bereits einen dichten, ca. 20-30 cm hohen Bestand gebildet hat. Um Probleme beim Mähdrusch zu vermeiden und einen Eintrag von Feuchtigkeit in das Erntegut zu verhindern, muss der Mähdrescher auf einer Höhe von ca. 30 cm mähen. Dadurch hat man natürlich eine wesentlich geringe Strohmenge zur Verfügung. Da ich aber auch viel Stroh für die eigene Tierhaltung benötige, bin ich mittlerweile dazu übergegangen, als erstes das Stroh abzufahren und danach das Stoppelfeld zu mähen. Dieses Schnittgut lasse ich dann auf den Feld trocknen und nutze es dann ebenfalls als Einstreustroh. Diese Verfahrensweise hat aber auch den Vorteil, dass ich eventuell vorhandenes Unkraut und die Stoppeln sauber abmähen kann. Somit habe ich dann im ersten Grasschnitt keine Verunreinigung durch die Strohstoppeln mehr. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, das ich dann bereits Mitte September einen Schnitt abfahren kann, bei gutem Witterungsverlauf sogar noch eine Heuernte erziele. Besser wäre aber wahrscheinlich ein Silageschnitt, aber ich bin kein Freund der Silagefütterung.
Meine Mischung:
Diese Mischung habe ich in den letzten 10 Jahren erarbeitet und sie hat sich als Untersaat bewährt
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Auf diesem Bild sieht man die Ackerfuttermischung, wie sie bei mir üblicherweise aussieht: Ernte Triticale 23.07.09, das Bild wurde am 07.09.09 aufgenommen, also knapp 7 Wochen nach der Ernte. Da kann keine Zwischenfrucht mithalten, weder in der Qualität, noch in der Menge des ober- und unterirdischen Aufwuchses. |
Die Weideluzerne Luzelle gibt es leider nicht als Biosaatgut. Allerdings gibt es auch keine Alternative für mich, denn das ist die einzige Weideluzern und mit der normalen Luzerne hab ich trotz mehrmaliger Versuche kein brauchbares Ergebnis erzielen können.
Die Luzerne wird auch als die Königin der Futterpflanzen bezeichnet, meiner Meinung nach nicht nur eine Königin in Bezug auf ihren Futterwert, sondern auch für den Boden. Die Luzerne hat eine tiefreichende Pfahlwurzel die in trockenen Jahren Feuchtigkeit auch aus grösserer Tiefe holen kann, das hat mir schon in mehreren Jahren den Futterertrag gesichert. Ich hatte schon des öfteren das Problem, dass es nach dem ersten Schnitt keine nennenswerte Niederschläge mehr gab. Die Gräser wachsen dann nicht mehr nach, aber es wächst ein wunderschöner Luzernebestand heran. Durch ihr kräftiges Wurzelwachstum stabilisiert sie das Bodengefüge und holt Nährstoffe auch aus grösseren Tiefen wieder nach oben.
Allerdings muss man beim Umbruch des Ackerfutterbestandes sorgfältig arbeiten, den die Luzerne kann nach mehrjähriger Vegetationszeit daumendicke Wurzeln ausbilden die so zäh wie Presschnüre sind. Da hatte ich selbst mit dem Pflug auf unseren mittleren Böden Probleme sie zu durchtrennen. Auch mit der Fräse habe ich das Problem, dass dann und wann mal eine Luzerne nicht abgetrennt wird und sie wieder als Durchwuchs auftaucht, das ist aber in der Regel kein Problem.
Die Weideluzern Luzelle ist ein trittverträglicher Weidetyp mit guter Winterhärte. Sie ist eine feinstängelige, breitblättrige Sorte mit niedrigem Wuchs. Die Luzerne wird von den Rindern sehr gerne gefresse, selbst wenn die Stängel bereits verholzt sind, werden sie trotzdem noch gerne gefressen. Wenn es mal Grünfutter mit weniger Luzerne gibt, geht die Futteraufnahme sofort zurück.
Rotklee nehme ich mittlerweile auch mit in die Mischung, weil meine Flächen grösstenteils nur ein geringe Humusauflage habe und es des öfteren zur Sommertrockenheit kommt. In einem Feuchten Jahr überwiegen die Gräser im Bestand, allerdings in einem trockenem Jahr ist es ein fast reiner Luzernebestand. Der Rotklee verträgt eine hohe Bodenfeuchtigkeit besser als die Luzerne, deswegen soll er in einem Jahr mit hohen Niederschlägen, die Leguminose sein, die den hohen Grasanteil auflockert. Beim Rotklee gibt es zwei verschiedene Art: Den Diploiden und den Tetraploiden.
Die Tetrapoliden Sorten enthalten in der Pflanze mehr Wasser, was eventuell bei den Heuernte zum Problem werden kann, sie sind aber auch mastiger und sehen optisch dunkelgrüner aus. Das Saatgut ist aber auch etwas teurer, sind aber weniger anfällig gegen Kleekrebs und sind winterhärter.
Die Diploiden Sorten sind dagegen besser für die Heuernte geeignet da der Wasseranteil in der Pflanze geringer ist, sind aber nicht so winterhart wie die Tetraploiden.
Weissklee Lirepa hat sich bei mir ebenfalls sehr bewährt. Es gäber zwar Sorten (Haifa, Huia) die wären niedriger wachsend, sind aber leider nur bedingt winterhart. Lirepa gibt es meistens in Bio. Für mich ist der Weissklee sehr wichtig, da er Lücken im Bestand durch seine Ausläufer schliessen kann und er ein sehr kräftiges Wurzelwerk hat. Boden mit schlechter Struktur, soll man sehr gut mit Weissklee wieder aufbauen können. Diese Sorte verwende ich auch als alleinige Untersaat sowohl im Sommer- als auch im Wintergetreide.
Der Rohrschwingel ist ein Obergras mit einem starkem und tiefreichendem Wurzelwerk und verträgt dadurch auch Trockenperioden besser als andere Gräser. Nach der Saat entwickelt er sich ziemlich langsam, hat er sich aber einmal etabliert, ist er sehr konkurrenzstark, ausdauernd und hat eine gute Narbendichte. Durch die langsame Entwicklung nach der Saat, ist er sehr gut als Untersaat geeignet.
Da ich bereits öfters bei starker Sommertrockenheit das Problem hatte, dass das Gras im Bestand ausgetrocknet ist und nur noch Luzerne gewachsen ist, verwende ich seit 2015 statt dem Wiesenschwingel nur noch Rohrschwingel. Dieser soll annähernd gleiche Futtereigenschaften haben wie der Wiesenschwingel, aber über ein noch tieferes Wurzelwerk verfügen. In den nächsten Jahre wird sich dann zeigen, ob der Rohrschwingel sich genau so gut im Bestand behaupten kann und eine Trockenheit besser verträgt.
Die Wiesenrispe ist ein ausdauerndes Untergras. Da ich auf meinen Flächen zum Teil Probleme hab mit der Quecke, werde ich mal versuchen die Rispe gegen Deutsches Weidelgras zu ersetzen. Das Deutsche Weidelgras soll Wurzelausscheidungen haben, die die Quecke verdrängen können.
Das Wiesenlischgras ist ein ausdauerndes Obergras.
Die Kräutermischung enthält Kümmel, Wegwarte, Wiesenknopf, Gemeiner Fenchel, Petersilie, Spitzwegerich, Gemeine Schafgarbe, Bibernelle, Wilde Möhre und Wiesenlabkraut. Kräuter haben eine diätische Wirkung, dadurch wird die Verdauung der Rinder gefördert und die Gesundheit erhöht. Aussserdem wirkt sie der Verarmung der Feldfluren entgegen, die Artenvielfalt wird zumindest ein wenig erhöht, Bienen können dadurch in der blütenarmen Zeit wieder mehr Nahrung finden.
In dieser Mischung ist alles was ich brauche: Ober- und Untergräser, Leguminosen als Eiweissliefernt für die Rinder und Stickstoffsammler für den Boden, Kräuter für die Artenvielfalt und eine gesunde Ernährung der Tiere, der Weissklee kann Bestandslücken schliessen, Tief- und Flachwurzelnde Pflanzen mit hohem und sicherem Futterertrag.
Schlussfolgerung:
Weil ich mein Ackerfutter zusammen mit dem Wintergetreide aussäe, habe ich eine zweifache Ernte (Getreide + Gras) und ab dem zweiten Jahr bereits eine volle Nutzung, weil die Futterpflanzen da bereits seit eineinhalb Jahren auf dem Feld stehen, sehr dicht gewachsen sind und ein tiefreichendes Wurzelwachstum haben.